MANNHEIM schiebt den Blues

Mannheim: die Quadratstadt, Mannheim: die Stadt der Musik, Mannheim: Multikulti. Und wie es schon im Badener Lied heißt, so ist "in Mannheim die Fabrik". Dies ist auch der prosaisch aus dem OFF vorgetragene historische Auftakt des ersten abendfüllenden Spielfilms des Regisseurs Thomas Oberlies, Mannheim - Neurosen zwischen Rhein und Neckar.

 

Mit dem Genre der Romantic Comedy tummelt sich Oberlies in einem Terrain, das für ihn eher ungewöhnlich ist, mit Blick auf sein bisheriges Kurzfilm-Oeuvre, das zwischen Fantasy (Die Hadesreise), Splatter-Trash-Horror (Arbeit für Alle) und Action Krimi (Das Millionengrab) oszilliert. Wobei in jedem dieser Filme auch immer wieder starke Komödienelemente durchscheinen, mit teils subtilem, teils auch sehr vordergründigem Humor, sodass bereits hier Oberlies' Faible für die Komödie sichtbar werden.

 

Er sei Drehbuchautor und Produzent Daniel Morawek daher auch sehr dankbar, dass er nun einmal ein Komödienthema als Langfilm umsetzen durfte. Gelungen ist dem Drehteam ein charmanter 84-Minüter, der besonders deshalb so beachtlich ist, da sowohl die Finanzmittel im mittleren fünfstelligen Eurobereich als auch die daraus resultierende Drehdauer von nur gerade einmal 16 Tagen sehr begrenzt waren. Wenn man bedenkt, dass schon eine durchschnittliche ARD-Fernsehfilmproduktion ca. 23 Drehtage, eine Kinofilmproduktion sogar normalerweise gut und gerne 30 oder mehr Drehtage hat.

 

Hier dann ein Werk abzuliefern, das überzeugt, das über die gesamte Laufzeit unterhält und mit einer erfrischenden Sprache die Geschichte dreier erfolgloser Blues-Musiker erzählt, die sich einen Gig auf einer Vernissage eines der angesagtesten Künstler unserer Zeit erschleichen, Verwechslungen, Streitereien und ein sehr grotesker Showdown im Wasserturm-Brunnen, das ist Kino, wie man es sich nur wünschen kann. Natürlich darf hier auch das Buhlen um eine junge attraktive Frau (Selale Gonca Cerit) nicht fehlen. Die damit verbundenen Konflikte: vorprogrammiert.

 

Die sprühende Leidenschaft für das Projekt merkt man dem gesamten Team an, das gestern die Karlsruhe-Premiere des Films im Filmtheater Schauburg präsentierte. Das beginnt damit, dass sowohl die angereisten Schauspieler als natürlich auch Thomas Oberlies und Daniel Morawek sich in schickem Mannheim - Der Film-T-Shirt präsentieren, als auch mit feurigem Überschwang von den großartigen Dreharbeiten erzählen. Dass der aus Mannheim, mittlerweile aber in Berlin lebende Benedikt Crisand, der im Film den Enzo gibt, von dem Projekt im Internet erfahren hatte und sich sofort für die Rolle bewarb und direkt gecastet wurde. Dass es für manche Szene, die auf den ersten Blick improvisiert wirkte, doch in mehreren Takes und Einstellungen gedreht werden musste, wie Torsten Eikmeier (Mike) zum Besten gibt.

 

Für den im Sandkorn beschäftigten Schauspieler ist der heutige Abend sowieso ein Heimspiel, hat im Publikum viele Freunde, Familie und Kollegen sitzen, die begeistert mitgehen. Wie könnte man es ihnen aber auch bei einer solchen Stimmung auch verübeln? Dem Film kann man jedenfalls nur wünschen, dass er immer größere Kreise ziehen wird, denn bisher lief er mit großem Erfolg in und um Mannheim, Karlsruhe ist die bisher weiteste Distanz, dabei hat der Film das Potenzial, überall in Deutschland und auch darüber hinaus zu erheitern, wobei fremdsprachigen Zuschauer dann vielleicht der Witz um den Monnemer Dialekt verborgen bliebe. Aber das ist nur einer Ebene des vielschichtigen Films und würde dem Spaß daran sicherlich keinen Abbruch tun.

 

 

"Mannheim" beweißt, dass auch mit wenigen Mitteln viel erreicht werden kann, wenn die Geschichte stimmt, das Team mit Leidenschaft dabei ist und die Freiheit hat, ihre filmische Vision ohne Kompromisse umsetzen zu können. Wenn Regisseur Thomas Oberlies mit gleicher Dynamik und Leidenschaft auch bei seinen nächsten Filmprojekten voranschreitet, so dürfen wir uns noch auf viele schöne Filmwerke aus seiner Feder freuen!

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