Alles LOFT oder was?

Die achte Ausgabe der EUNIQUE hat – nicht zuletzt auch Dank des neuen Formats LOFT – eine Verjüngungskur hinter sicher. Sowohl bei den vielen Besucherinnen und Besuchern, als auch bei vielen Jungausstellern, die mit ihren Produkten demonstrieren, was heute bei Individualisten und Trendsettern angesagt ist. Natürlich fanden sich auch etliche gestandene Altaussteller wie Michael Schwarzmüller (Glas), Claudia Biehne (Porzellan), Manfred Braun (Keramik), Doris Laubner mit ihrem Mode-Label oder die Uhrenmanufaktur Schäuble und Söhne in der gewohnt übersichtlich geordneten Messestruktur, aber besonders positiv platzierten sich die Präsenzen von neuen Ausstellern wie „Määh in Germany“, „Brasil“, „Sommerlaune“, „Warenart“ oder „bijouets“ mit originellen und äußerst ausgefallenen Produkten.

Nachdem ich die EUNIQUE-Vernissage am vergangenen Donnerstag in gut gefüllten Messegängen fast ausschließlich in Gespräche vertieft verbrachte, die wieder einmal aufs Neue bewiesen, dass die EUNIQUE wie ihre große Schwester, die art Karlsruhe, auch ein gesellschaftlich relevanter Event ist, bei dem man sich gerne trifft und austauscht. Stets den Topics Design, Angewandte Kunst und Kreativwirtschaft im Fokus des gemeinsamen Interesses zugewandt. Und natürlich die kulturelle Entwicklung in der Fächerstadt insgesamt, die gerade dieser Tage einen brisanten Gesprächsstoff darstellt.

 

So erscheinen Formate wie die EUNIQUE wichtig, um eindringlich zu demonstrieren, über welchen hohen Stellenwert die Kultur- und Kreativwirtschaft in Karlsruhe verfügt und wie fahrlässig es wäre, den eingeschlagenen Weg zu beschneiden, gerade diesen prosperierenden Wirtschaftszweig bei allen vermeintlich notwendigen Sparzwängen einzuengen und so seinem Wachstumspotenzial entgegenzuwirken.

 

Eben dieses betonte Frank Fischer, Ministerialrat und Referatsleiter Kultur- und Kreativwirtschaft im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, der als Gast zum Eröffnungs-Talk geladen war: „Die Wirtschaftsdaten der Kreativwirtschaft sind beeindruckend: 146 Milliarden Euro Umsatz, über 1 Millionen Beschäftigte und rund 250.000 Unternehmen. Die Erfolgsfaktoren sind die hohe Innovationsfähigkeit und die große Dynamik der Branche." Hier bezieht er sich wohlgemerkt nicht nur auf den Teilbereich Design, sondern auf alle anderen Kreativwirtschaftsfelder gleichermaßen, die das Rückgrat einer florierenden Stadtgesellschaft bilden, da diese gerade von den Kreativen geformt und voran gebracht wird. Letztlich auch ein Hauptkriterium für die Messe Karlsruhe, ihr Portfolio in diesem Wirtschaftssegment weiter zu stärken: „Mit der Ausrichtung auf die Kreativwirtschaft haben wir einer Wirtschaftssparte Raum gegeben, die trendsetzend ist und hohe Relevanz hat – gerade auch für die gesamtwirtschaftliche Innovationskraft“, so Britta Wirtz, Geschäftsführerin der Karlsruher Messe- und Kongress-GmbH (KMK).

 

Nach dem Vernissage-Auftakt, bei dem nur auffiel, dass sich die Ausstellerzahlen ein wenig von der EUNIQUE zur LOFT verlagert hatten, was gut mit der Zielsetzung zu argumentieren ist, auch immer stärker jüngere Zielgruppen ansprechen zu wollen, ist nur wenig Kritik zu äußern. Auffällig ist die Reduktion des Laufstegs der Modebühne, der sich – anders als bisher – diesmal nur durch weißen Filz plan auf dem Boden skizzierte. Was den Blick gerade der weiter hinten sitzenden Zuschauer eingrenzte und auch den Esprit der Shows ein wenig ausbremste. Die Fashion Shows indes sind nach wie vor großartig inszeniert durch Sabine Späth und ihren Models von Top S., die die Produkte der Aussteller in gewohnter Manier elegant präsentierten. Wie immer charmant und mit Verve moderiert durch Marc Ephraim.

 

Entspannt ging es am heutigen Sonntag, dem letzten Messetag, voran in der Messe Karlsruhe. So konnten die Besucher sich ganz dem qualitativ hochwertigen Einkaufserlebnis hingeben, obwohl die Besucherzahlen laut KMK insgesamt auf 15.000 (2015: über 14.000 Besucher) angestiegen waren, wiederum ein neuer Besucherrekord, herbeigeführt dank einer Verknüpfung von EUNIQUE und LOFT. So erklärte Christina Beyer, Geschäftsführerin Bundesverband Kunsthandwerk: „Der Anstieg der Besucherzahlen war deutlich sichtbar. Die Gänge waren an allen drei Messetagen und am Abend der Vernissage gut gefüllt. Die Umsätze und Verkäufe sind proportional zu den Besucherzahlen gestiegen. Zahlreiche EUNIQUE-Aussteller sind sehr zufrieden.“

 

Vielleicht muss das Profil der LOFT noch ein wenig stärker geschärft werden, denn erwartet man in einem Designkaufhaus keine Vorwerk-Präsenz, die bei den Besuchern zu manch Stirnrunzeln führte. Doch ansonsten präsentierte sie sich in der Aktionshalle und Umlauf insgesamt mit der notwendigen Qualität, die all die Jahre besonders bei der EUNIQUE im Vordergrund stand und steht. Handwerkliche Verarbeitung, das Zusammenspiel des gewählten Materials mit der Form, Originalität und Funktionalität sind die Auswahlkriterien für Design und Angewandte Kunst aus so unterschiedlichen Sparten wie Schmuck, Mode, Möbel und Wohnaccessoires.

 

Laut Besucherumfrage wurden EUNIQUE und LOFT auch 2016 wieder dem hohen Qualitätsanspruch gerecht: Knapp 95 Prozent der Besucher wertschätzen die hohe Qualität der ausgestellten Produkte. Auch auf die bewährten Formate zu setzen, wie die Sonderschau zu einem bestimmten Arbeitsmaterial, in diesem Jahr mit JUST WOOD dem Thema Holz gewidmet, oder die Präsentation eines Gastlandes, der Titel „WE sLOVEnia DESIGN“ ein erfrischender und fast augenzwinkernd wirkender Titel. Slowenien präsentierte hier aktuelle osteuropäische Designtendenzen wie innovative Möbel oder fair produzierte Taschen und viele weitere Unikate. Die ausgestellten Exponate originell, mit starkem Bezug zu naturverbundenen Formen wahre Hingucker, die zeigen, welche beinahe verborgene Schätze in den Designschmieden in ganz Europa schlummern und spätestens oder gerade auf der EUNIQUE wachgeküsst werden.

 

Man mag beiden Formaten, EUNIQUE und LOFT gleichermaßen, wünschen, dass die Symbiose auch weiter erfolgreiche Früchte trägt und so Karlsruhe in den kommenden Jahren weiter zu einem wichtigen Standort für europäisches Design und Angewandte Kunst wächst.

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