Abenteuer Deutschland: Interview mit Filmemacher Maximilian Semsch

Maximilian Semsch wurde auf seiner Reise zum Teil auch von seinem Hund Alfie begleitet.
Maximilian Semsch wurde auf seiner Reise zum Teil auch von seinem Hund Alfie begleitet. (Foto: Bernd Hentschel)

In fünf Monaten mit dem E-Bike quer durch Deutschland. Alle Bundesländer besuchen. Land und Leute kennen lernen. Das war das Ziel des Dokumentarfilmemachers und Radabenteurers Maximilian Semsch, der seine Reise nun im September 2017 beendet hat und auf eine spannende Zeit mit vielen Eindrücken und natürlich vielem gesammelten Film- und Fotomaterial für sein Filmprojekt Abenteuer Deutschland blicken kann. Bei seiner Reise hat er auch Karlsruhe einen Besuch abgestattet, denn hier wird im nächsten Jahr im Rahmen der Heimattage Baden-Württemberg 2017 auch das Jubliäum 200 Jahre Fahrrad gefeiert. Der Wortflüsterer hat mit Maximilian über seine Fahrrad-Reise durch Deutschland gesprochen.

Der Wortflüsterer: Was hat dich an der Tour gereizt?

 

Maximilian Semsch: Ich bin bisher durch knapp 30 Länder mit dem Fahrrad gefahren. Irgendwann wurde mir bewusst, dass ich mich in Thailand oder Australien besser auskenne als im eigenen Land. In Deutschland gibt es 75.000 km Radfernwege und da dachte ich mir, dass es höchste Zeit ist, einmal meine eigene Heimat näher kennen zu lernen.

 

Wie bereitet man sich auf eine solche Tour vor?

 

Körperlich gar nicht, da steig ich einfach auf's Rad und fahr los. Organisatorisch ist es schon ein wenig mehr Vorbereitung. Was nehme ich alles mit, welche Kamera mit welchem Zubehör? Aber auch, was schaue ich alles an, wann treffe ich wo welchen Mitfahrer? Unter diesen Punkten war die Reise auf alle Fälle eine logistische Herausforderung, aber es hat alles sehr gut geklappt.

 

Was waren die spannendsten Menschen und schönsten Orte, die Du kennen gelernt hast?

 

Wow, da gab es so viele. Insgesamt habe ich knapp 200 Leute auf der Reise kennengelernt. Und alle waren unglaublich nett und hilfsbereit, da fällt es mir sehr schwer, einzelne Personen herauszuheben. Bei den Orten ist es ähnlich, ich war auf jeden Fall überrascht, wie viel mein eigenes Bundesland – Bayern – zu bieten hat. Die Ostsee-Küste und die Nordseeinseln waren wunderschön. Aber auch Bundesländer wie Hessen oder Sachsen-Anhalt, in denen ich vorher noch nie privat war, haben mir unglaublich gut gefallen.

Wenn Du Deine Deutschlandreise mit Deinen anderen Fahrradreisen vergleichst: inwieweit hat sich diese unterschieden?

 

Es ist vor allen Dingen von der Logistik her etwas einfacher, durch Deutschland zu radeln als durch Kasachstan. Ich spreche die Landessprache, der nächste Supermarkt ist nie weiter als 20 Kilometer entfernt und auch Strom habe ich überall problemlos erhalten. Früher dachte ich, dass man in Deutschland nichts erleben kann und schon gar nicht eine Abenteuerreise durchführen kann. Wahrscheinlich ist der Abenteuerfaktor noch etwas größer, wenn man durch Australien radelt, einfach weil es so unendlich bescheuert und abwägig ist, aber erleben kann ich vor der Haustüre genauso viel, nur dass es ein bisschen weniger exotisch ist.

 

Abenteuer bedeutet für mich, Neues zu entdecken, Orte zu besuchen, an denen ich noch nie war und vor allem neue Menschen zu treffen, die dann auch oft zu Freunden werden. All das macht für mich das Abenteuer einer Radreise aus. Und genau das kann ich so auch im eigenen Land erleben.

 

Wie empfandest Du Karlsruhe?

 

Noch so ein Ort, von dem ich positiv überrascht war. Als Münchner hatte ich Karlsruhe ehrlicherweise nie groß auf dem Schirm gehabt. Man kannte die Stadt nur aus den Nachrichten, wenn es einen Fall vor dem Bundesverfassungsgericht gab. Ich war zwei Tage vor Ort und muss sagen, dass mir Karlsruhe sehr gut gefallen hat. Das Schloss, die Bewohner und gerade auch von den Schloßlichtspielen war ich sehr angetan, auch habe ich Karlsruhe als sehr fahrradfreundlich empfunden.

 

Hast Du nach Deiner Reise eine andere Sicht auf Deutschland und einzelne Regionen?

 

Ja, und zwar viel positiver. Zum einen ist Deutschland auch landschaftlich ein unglaublich tolles Land und für jeden Geschmack ist etwas dabei, zum anderen war ich auch von den Deutschen überrascht, wie hilfsbereit und freundlich sie immer mir gegenüber waren.

 

Haben sich bestimmte Klischees erfüllt, andere entkräftet?

 

Ja das Klischee des pünktlichen Deutschen. Von den 200 Leuten, die ich unterwegs getroffen habe, kam nicht einer zu spät. So was gibt es wohl wirklich nur hierzulande ...

 

Vielen Dank für das Gespräch!

Eine Episode des Dokumentarfilms "Abenteuer Deutschland" und insbesondere Highlights seiner Karlsruhe- und Baden-Württemberg-Eindrücke werden im Rahmen des CineBike-Filmfestivals am 2. und 3. Juli 2017 in der Kinemathek Karlsruhe zu sehen sein.

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