A NEW DOPE: Warum wir uns alle Star Wars Spin-offs ansehen werden

© The Walt Disney Company Germany GmbH
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Wie kann man einen Film bezeichnen, der zwischen den Prequels und den Sequels einer Reihe liegt? Im Star Wars-Universum ist das leicht: "A STAR WARS STORY" prangt es vom Plakat des neuen Films ROGUE ONE, ein Label, das dann in der eigentlichen Produktion genauso zu vermissen ist wie die erwartete und obligatorische Laufschrift zu Beginn des Films. Diese aber Fehlanzeige. Nun könnte argumentiert werden: Ja, aber die Vorgeschichte sei doch bekannt. Wagt man indes einen Blick in das vielfältige Merchandising-Imperium von Star Wars, so gelingt es für das kürzeste Buch und das dünnste Comic, eben einen entsprechenden Kontext herzustellen, um Handlungsstränge oder Charaktere einzuführen und zu zeigen, wo man sich im Zeitstrang des SW-Universums gerade befindet. Und ein solcher Kontext würde sich durchaus anbieten, denn werden wir eingeführt in die Geschichte von Jyn Erso (Felicity Jones), deren Vater Galen Erso (Mads Mikkelsen), ein imperialer Wissenschaftler ist, der die ultimative Waffe federführend verantwortet: den Todesstern.

Doch ihn plagen, ähnlich der Wissenschaftler, die durch ihre Forschungsarbeit Waffen wie die Atombombe erst ermöglichten, moralische Zweifel, sodass der Film an jener Stelle ansetzt, als sein ehemaliger Direktor Orson Krennic (Ben Mendelsohn) ihn im verborgenen Exil auf einem der vielen öden und lebensunfreundlichen Planeten entdeckt, die sich durch das ganze Star Wars-Universum ziehen. Seine Tochter, ein sehr geeignetes Druckmittel, um ihn wieder in die Forschungsarbeit zu zwingen, kann er vor ihm verbergen und diese wird aus ihrem kargen Höhlenversteck von Saw Gerrera (Forest Whitaker) quasi gerettet. Was dann geschieht, bleibt dank des langen Zeitsprungs in die Gegenwart von EPISODE 4: A NEW HOPE erst einmal verborgen.

 

Jedenfalls ist Jyn mittlerweile vom kleinen Mädchen zur jungen Frau gereift, schnippisch, verstört und vom Imperium in Ketten gelegt. Ödipal quält sie nach wie vor der Verlust ihres Vaters, die vom Imperium getötete Mutter spielt nahezu keine Rolle. Sogleich wird sie von Rebellen befreit und so beginnt die eigentlich Hero´s Journey, zum Einen die Suche nach dem Vater, zum Anderen die Suche nach einem Schlupfloch, um die imperiale Todesmurmel doch irgendwie zu zerstören.

 

Aller schlechten Dinge sind drei

 

Kenner der Filme freuen sich, wenn aus den alten Teilen bekannte Gesichter über den Weg stolpern. Zum Beispiel der aqualishanische Schmuggler Ponda Baba mit seinem üblen Kompagnon Cornelius Evazan, mit dem Jyn und ihr rebellischer Begleiter Captain Cassian (Diego Luna) zusammen stößt. Die Bedrohung kommt zustande, erinnert man sich an Evazans Drohung "Ich bin auf zwölf Planeten zum Tode verurteilt!" Jemand, mit dem man keinen Streit anfangen möchte.

 

Auch R2D2 und C3PO sind in einer kurzen Sequenz auf Yavin 4 zu entdecken, als die Handlungsstränge zusammen laufen, vor der Mission, die Pläne des Todessterns zu stehlen. Auch Senatorin Mon Mothma  entführt in die heimelige Atmosphäre des Universums, ebenso Bail Prestor Organa, der bedeutungsschwanger auf die Frage, ob er der Leiterin der Mission trauen würde, entgegen haucht, dass er ihr sein Leben anvertrauen würde. Was kein Wunder wäre, handelt es sich doch bei genannter Person um seine Adoptivtochter Leia Organa, die am Ende des Films dann auch tatsächlich die Pläne entgegen nehmen darf, ein schöner, obgleich noch ein wenig steifer Renderversuch, reale, gealterte oder im Falle von Peter Cushing (Grand Moff Tarkin) sogar verstorbene Schauspieler durch digitale zu ersetzen. Wobei die Steifheit der Originale hier sicherlich geholfen haben mag, ein beachtliches Resultat zu erzielen.

 

Tarkin ist hier ebenso ungehalten über die mangelhafte Funktionstüchtigkeit des Todessterns wie Darth Vader, denn in den beiden Malen, in denen dieser in ROGUE ONE zum Einsatz kommt, wird nur ein kleiner Teil des Zielplaneten zerstört. Erst beim dritten Einsatz, der allerdings erst in A NEW HOPE geschieht, können wir uns von der vollen Einsatzfähigkeit dieser Waffe überzeugen. Wir erinnern uns: hier wurde dann der Planet Alderaan pulverisiert, Prinzessin Leias Heimatplanet.

 

Dennoch: der Film ist insofern bemerkenswert, da er viele Parallelen zu den heutigen Kriegsherden zieht. Die vermummten Handlanger von Saw Gerrera muten an wie ISIS- oder Talibankämpfer, die Bedrohung durch zerstörerische Superwaffen reminiszieren auf die Atomwaffentests und realen Einsätze auf Hiroshima und Nagasaki, sodass auch die Etablierung asiatischer Samurai-Kämpfer, die meditative FORCE-Gesänge zelebrieren, nur als logisch erscheint.

 

SPOILER FÜR ALLE, DIE EPISODE 4: A NEW HOPE NICHT GESEHEN HABEN SOLLTEN

 

Er kommt düsterer, hoffnungsloser daher, was unterstrichen wird durch die gebetsmühlenartige Wiederkehr der Befürchtung der führenden Rebellenkämpfer, das da keine Hoffnung wäre. Dies dann einzig negiert durch die verkrampft lächelnde Leia Organa am Ende des Films, die da endet mit dem Satz: "There IS hope!" Und mit ihrer Croellianischen Corvette TANTIVE IV, die man schon aus EPISODE 4 kennt, am Horizont des Sternenhimmels entschwindet und den drohenden Darth Vader zurück lässt.

 

 

Die zerstörerische Gewalt des Imperiums, die keine Ordnung, sondern Terror verbreitet, die Tristheit der einzelnen Planeten, die Materialschlacht à la Michael Bay beim obligatorischen Schlusskampf zwischen Rebellenallianz und dem Imperium, zu Wasser, zu Lande und in der Luft, das macht den Film zu etwas ganz besonderem und führt die Besorgnis vieler Fans ad absurdum, dass durch die Übernahme von Lucasfilm Ltd durch Disney die künftigen Filme verkitscht und brav würden. Das Gegenteil ist der Fall, was auch durch das tragische Schicksal der beiden Hauptfiguren des Films Ausrufezeichen gleich zum Ausdruck kommt. Das lässt viel für die künftigen Spin off-Filme hoffen.

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