Film- und Comic Con Karlsruhe: Karlsruhe, mach` was draus!

Starke Community: Cosplayer auf der Film- und Comic Con Karlsruhe
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Berlin ist nicht San Diego und Karlsruhe ist nicht Stuttgart: bei der ersten Film- und Comic Con Karlsruhe merkte man schon, dass es bei diesem außergewöhnlichen Convention-Format in der Stadt vergleichsweise Zurückhaltung gab, sodass die erste Ausgabe trotz der immensen Potenziale ein wenig hinter den Erwartungen zurück blieb. Nun, das lag vielleicht auch daran, dass anders als an anderen Messestandorten die Karlsruher Ausgabe ausschließlich als Gastveranstaltung gestemmt werden musste, während anderswo auch die Messegesellschaften selbst mitziehen. So kamen an den beiden Convention-Tagen am 4. und 5. November gerade einmal 3.000 Besucherinnen und Besucher, während zum Beispiel in der Messe Stuttgart bereits im zweiten Jahr nicht nur bereits eine zweite Messe-Halle aufgemacht werden musste, sondern insgesamt 50.000 Gäste in die Messehallen strömten, um in die außergewöhnliche Atmosphäre der dortigen Comic Con einzutauchen.

Karlsruhe ist als Standort für eine solche Veranstaltung indes eigentlich kein schlechter. Die eher technisch ausgerichteten Hochschulen beheimaten zigtausende Nerds, Comic- und Filmfans, auch die Region stellt ein spannendes Einzugsgebiet dar. Und der eingefleischte Comic Con-Fan ist reisewillig, wenn es um entsprechend gute Veranstaltungsangebote geht. Und ein lockeres Händchen am eigenen Geldbeutel ist zudem eine Eigenschaft, das Messeveranstalter hellhörig werden lassen sollte.

 

Dank der angereisten Hollywood-Stars aus Science Fiction- oder Fantasy-Filmen und –Serien entsteht der Hauch von Glamour, sodass die Schwarzwaldhalle ein leichter Erinnerungsschimmer an die Zeiten der Bambi-Verleihung durchzog, als sich die Stars der 1950er Jahre in Karlsruhe die Klinke in die Hand gaben. Nun, das Publikum natürlich weniger elegant daher kommend, von einem gewissen Standpunkt aus.

 

Denn der Standpunkt der Comic Con-Community, was eine gute Atmosphäre ausmacht, ist ein gänzlich anderer. Die vielen Cosplayer, die mit großer Detailverliebtheit ihre Kostüme präsentieren. Einfallende Zombiehorden, die kreischend durch die Halle rennen und durchaus für den einen oder anderen Schauer gut sind. Die wunderbar talentierten Nachwuchs-Zeichner, die sich dem Urteil des Publikums stellen. Und die Comicbuch-, DVD- und Merchandising-Händler, die ihre neuesten Waren anbieten: das ist schon einmal der erste Schritt für einen guten Ersteindruck.

 

Der eingefleischte Comicfan vermisste sicherlich die Verkäufer von echten Sammlerstücken und Hardcover-Art-Comics, auch hochwertige Superhelden-Sammlerfiguren gab es kaum und Modeanbieter waren gar nicht erst als Aussteller angereist. Eigentlich aber ein Muss, um auch ein breiteres Publikum anzusprechen, das sich für die Materie interessiert, aber sich nicht in absolutem Nerdismus verliert. Hier muss Karlsruhe auf jeden Fall an Attraktivität gewinnen. Das erfordert Mühe bis ins kleinste Detail, denn eigentlich wäre auch beim Catering-Angebot Kreativität gefragt, wie dies andere Conventions vormachen.

 

Es wäre ein herber Rückschlag für Karlsruhe, wenn es die Chance vertun würde, ein weiterer wichtiger Comic Con-Standort zu werden. Erstens könnte so ein Format etabliert werden, das auch ein kaufkräftiges jüngeres Publikum anzieht. Zweitens wäre dies ein medienwirksames Format, das über eine gewisse Frechheit, Originalität und Frische verfügt, das andere Veranstaltungen themenbedingt vermissen lassen. Und drittens könnte so eine Brücke geschlagen werden zu den Produkten etlicher Kultur- und Kreativwirtschaftler in Karlsruhe, die sich mit eben jenen Genres auseinander setzen, sei es im Film-, Comic- oder Gaming-Bereich. Denn genau das soll doch die Stärke des Karlsruher Kongress- und Messestandorts sein: sich mit den hiesigen Themen dezidiert auseinander zu setzen.

 

So vermittelte die recht kurzfristig gestrickte Filmlounge des Filmboard Karlsruhe, was hier möglich sein könnte. Denn wurden hier zum Einen Filmprogramme der erfolgreichen Filmfestivals wie zum Beispiel den Independent Days | Internationale Filmfestspiele Karlsruhe gezeigt, zum Anderen präsentierten Filmemacher aus der Region ihre aktuellen Produktionen, darunter zum Beispiel das Team um Erich Hordes aus Baden-Baden, dessen Film „Goblin 2“ hochkarätig besetzt im kommenden Jahr in die Kinos kommen wird. Oder Sven Eric Maier, der seine Serie „Black Forest Witch“ vorstellte. Und last but not least die Filmemacherin Nadine Knobloch, die derzeit den Piloten der neuen Mystery-Serie aus Karlsruhe „Der Zirkel“ dreht und Einblicke in die Produktion gewährte.

 

Die Filmlounge zog hierbei großes Interesse auf sich, die einzelnen Programmslots an beiden Tagen waren dementsprechend gut besucht. Ein wunderbarer Beweis dafür, dass eine Verknüpfung eines internationalen Film- und Comic-Marktes mit regionalen Interessen sehr fruchtbar sein kann. Wenn also noch die notwendigen Stellschrauben gedreht werden, spricht eigentlich alles dafür, Karlsruhe auch hier mit einem zukunftsträchtigen Veranstaltungsformat vorwärts zu bringen!

Fotos Bildergalerie: Michael M. Roth, MicialMedia