EUNIQUE ade! LOFT löst Messe für Angewandte Kunst und Design ab

Gelingt der LOFT, was der EUNIQUE verwehrt blieb?
Gelingt der LOFT, was der EUNIQUE verwehrt blieb? (Bildnachweis: KMK/Jürgen Rösner)

Die EUNIQUE - Messe für Designunikate, wie sie jüngst im Namenszusatz hieß, ist Geschichte. Denn wie eine aktuelle Pressemitteilung der Karlsruher Messe und Kongress GmbH nun lapidar verkündete, werden künftig alle Kräfte in der erst vier Jahre alten LOFT - das Design-Kaufhaus gebündelt. Natürlich würden auch Gespräche mit den EUNIQUE-Ausstellern geführt, die zum LOFT-Konzept passen, und so genau geprüft, welche von diesen altehrwürdigen hier in der weitaus jüngere Messemarke mitgenommen werden können. Für manch einen der im hochwertigen Individual-Design bzw. -Kunsthandwerk-Sektor arbeitenden Künstler dürfte dies aber das klare Messe-Aus bedeuten, denn stellt sich die Frage, ob im LOFT-Format dann überhaupt noch deren Zielgruppen erreicht werden können, mit denen sich auch schon die EUNIQUE schwer tat.

Manche Ausstellerinnen und Aussteller, mit denen der Wortflüsterer sprach, wurden von der Nachricht des EUNIQUE-Aus überrascht, andere hatten diese Entwicklung bereits schon längst erwartet. Und wer die diesjährige EUNIQUE besuchte und mit aufmerksamen Blicken verfolgte, den wird die Abwendung von dieser Marke ebenfalls kaum aus der Reserve gelockt haben. Zu offensichtlich war die großzügige Aufplanung, die drastische Reduktion der Fashion Show-Bühne (die indes bereits in den letzten Jahren immer stärker geschrumpft war) bis am Ende nur noch ein nicht sehr Modebühne likes Karree übrig geblieben war.

 

Dass sich währenddessen die LOFT-Aussteller in der Aktionshalle und im Messeumlauf schon fast auf die Füße traten, ergänzte den Eindruck, dass eben dieses Designkaufhaus nach Expansion drängt, immer weiter wachsen und gedeihen will, sodass schon in diesem Jahr die Frage aufkam, ob nicht eine Erweiterung in eine der vier Messehallen - parallel zur EUNIQUE wohlgemerkt - sinnvoll erscheint. Bekräftigt wird diese Entscheidung durch Messe-Chefin Britta Wirtz: "Die sehr gute Entwicklung unserer Veranstaltung LOFT – Das Designkaufhaus für junges und innovatives Design wollen wir weiter befeuern und ihr mehr Raum geben.“

 

Design-Trends sollen so neu gebündelt werden und auf eine Konzentration der Marken gesetzt werden. Wenn eine der beiden nicht weiter geführt wird, irritiert dieser Plural den gewogenen Leser denn aber doch, denn hier muss klar konstatiert werden: die EUNIQUE, wie wir sie kannten und schätzten ist passé. Doch vermutlich ist mit diesem Plural das Tiny House Festival gemeint, zu dem bereits in dessen erster Ausgabe jeder dritte der rund 15.000 Besucher gekommen war und zum Community-Treffen ausgebaut werden soll: Tiny-House-Besitzer und -Hersteller, Architekten, Handwerker und Selbstbauer sowie Interessierte werden sich zu diesem alternativen Wohntrend austauschen. „Die KMK gibt damit einem wachstumsstarken Trendthema, das sowohl designgetrieben als auch nachhaltig ist, eine bundesweit einmalige Plattform“, erklärt Wirtz.

Form follows Function

Man muss aber auch ehrlich sein und hinterfragen, woran die EUNIQUE krankte, so sehr, dass ihr nun quasi der Todesstoß versetzt wurde. Eine Messe muss insbesondere auch wirtschaftlich erfolgreich sein, um bestehen zu können, quasi ihrer genuinen Funktion folgen, um eine alte Design-Floskel zu bemühen. Eine Messe, geschweige denn eine wie die EUNIQUE, muss nicht auf Publikumsmasse setzen, die sicherlich wunderbar für eine Besucherstatistik ist, sondern sie muss verkaufsfördernde Zielgruppen ansprechen und auch anlocken. Wie eine EUNIQUE-Ausstellerin dem Wortflüsterer verriet, sehen viele ihre Kolleginnen und Kollegen bei eben jenen LOFT-Besuchern seit Anfang an eine negative Wirkung auf die Qualität der Besucher. Der Mangel an passenden Kunden, günstige, massentaugliche Designprodukte von der Stange: das sorgt für Andrang des Mainstream-Publikum, kaufkräftigte Liebhaber von hochwertigen Unikaten, hinter denen echtes Kunsthandwerk und künstlerische Perrfektion stecken, die hierdurch als "Sammlerobjekte der Zukunft" klassifiziert werden können, wie früher die Produkte der EUNIQUE angepriesen wurden, bleiben dann aber fern.

 

Hier zeigte sich aber bereits in diesem Jahr eine deutliche Verlagerung zu massentauglicheren Ausstellern, die auch für viele kleinere, deutlich jüngere Geldbeutel Ware bereit halten. Nur einige der insgesamt 350 Aussteller sind seit den ersten EUNIQUE-Ausgaben dabei, einige hatten sich schon in diesem oder in einem der letzten Jahre sukzessive von der Karlsruher Messe zurück gezogen. Und doch hielten nach wie vor einige Schöpfer hochwertigen Designs diesem Format die Stange und hätten sich - so einige Gesprächsergebnisse mit dem Wortflüsterer - größeres Durchhaltevermögen vonseiten der Messemacher gewünscht.

Abkehr von einem etablierten Format trotz guter Wirtschaftszahlen?

Warum kommt dieser Schritt, den Fokus so drastisch zu verlagern, genau in diesem Jahr? Wirtschaftlich lief es für die EUNIQUE-Aussteller nicht gar so schlecht, wenn knapp zwei Drittel aller Besucher bereits vor Ort kauften oder bestellten. Auch in der KMK-Bilanz liest sich dies nicht ab, wurde 2017 ein Gesamtumsatzerlös von 33 Millionen Euro ausgewiesen, dem bisher höchsten Umsatz ihrer Firmengeschichte. Oder lief die EUNIQUE in diesem Jahr wirtschaftlich so katastrophal, dass sich dies in der 2018er Bilanz so drastisch negativ zu Buche schlagen wird? Der Schlussbericht sagt da doch etwas anderes.

 

Ein wesentliches Pro für die EUNIQUE wurde von offizieller Seite noch gar nicht benannt. Denn ging es in diesem Format ja auch darum, den Kreativwirtschaftsstandort Karlsruhe zu repräsentieren, der sich in den letzten Jahren nicht zuletzt durch die vielen Designer und Angewandten Künstler vor Ort, den Kreativpark Alter Schlachthof, aber auch wegen des EUNIQUE-Formats prächtig entwickelt hatte. So prächtig, dass Karlsruhe nicht nur deutschland- sondern auch europaweit beim Kreativwirtschafts-Städteranking ganz vorne mitspielt. Der Wegfall der EUNIQUE wird somit auch zu einem Politikum, denn wie kann es sein, dass ein Kreativwirtschaftsstandort stetig expandiert, ein zentrales zugehöriges Messeformat aber eingestampft wird?

 

Hier hat auch die Messe Karlsruhe die Verantwortung, den Kreativwirtschaftsstandort mit einer solchen Plattform mit voran zu bringen und es ist zu hoffen, dass ihr dies auch mit der LOFT gelingt, hoffentlich mit nicht minderer Qualität und Exzellenz, als dies der EUNIQUE kommentarlos attestiert werden konnte. Dies wird aber nur gelingen, wenn möglichst viele Aussteller und Partner mitgenommen werden können.

 

Zu lösen sind sicherlich noch etliche offene Fragen: welche Aussteller und Partner der EUNIQUE lassen sich vom LOFT-Konzept begeistern und passen in dieses überhaupt hinein? Was passiert mit dem hochkarätigen EUNIQUE-Award für angewandte Kunst und Design? Wird das Art Aurea Forum, das laut EUNIQUE-Schlussbericht für große Aufmerksamkeit sorgte, auch bei der LOFT bestehen bleiben können? Und wie kann sich die LOFT alleine von anderen großen Kalrsruher Messe-Formaten wie der offerta oder Inventa abgrenzen, zu denen so manche Parallele zu erkennen ist?

 

Wir werden es erfahren, spätestens in knapp einem Jahr. Denn da findet vom 24. bis 26. Mai 2019 die nächste LOFT – Das Designkaufhaus und das New Housing –Tiny House Festival in der Messe Karlsruhe statt.

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